20.09.2016

1 Monat Frankreich - Recap

So eigentlich hatte ich schon seit langem vor meinen Blog ins Leben zu rufen. Aber irgendwie ist mir das Leben immer dazwischen gekommen. Am Samstag dem 24. September bin ich genau einen Monat hier. Hier. Das heißt in Verrières- le- Buisson einer Kleinstadt 30 Minuten südlich von Paris. Einen Monat. Ein Monat, der trotz den Tagen, die nicht zu Ende gehen wollten, wie im Fluge vergangen ist. Ein Monat voller neuer Eindrücke, Menschen, Wörter, kultureller Eigenheiten und das in einem quasi neuem Land. Quasi, da ich tatsächlich nicht zum ersten Mal in Frankreich bin, aber die Strandurlaube, sowie das erworbene Vokabular allerhöchstens beim Bäckereibesuch am Sonntag helfen. Die weiteren 6 Tage war ich trotz meines mangelnden Vokabulars nicht unbedingt still und hab versucht, mich mit Händen und Füßen zu artikulieren. Fazit meines 6- jährigen Au- Pair Kindes: Redet und lacht viel. Damit kann ich leben. Doch allmählich merke ich, dass mein Wortschatz langsam aber sicher wächst und zu meinen Standardphrasen: "Lass dass, bitte!", "Hör auf", " Wenn ich dich bitte mir zuzuhören, dann hörst du mir zu!", "Ich muss mich ausruhen", "Auf geht's", "Nerv mich nicht", "Das ist so, weil ich das sage!", tatsächlich Wörter und Sätze hinzukommen, die es mir möglich machen mit Leuten ü6 zu kommunizieren. Definitiv als Fortschritt zu verzeichnen.

Des Weiteren war es ein Monat voller aha- Momente, Herausforderungen, Freude, Tränen, Verwirrung und ein Monat des Hinterfragens. Was mache ich hier? Was tue ich? 
Diese Frage war bislang mein nahezu täglicher Begleiter. Aber langsam verstehe ich Sachen, die sich mir anfangs ungefähr genauso prima erschlossen, wie Mathe in der Oberstufe. Gar nicht. Allen voran die Hauseigene Alarmanlage und das Pariser U-bahn System.

Die kurze Zeit hier war bislang so ereignis- und emotionsgefüllt, dass Ich das Gefühl habe schon ewig hier zu sein aber es grade auch erst gestern gewesen sein könnte, dass Ich meine kleine blaue Reisetasche geschultert in den Flieger nach Paris gestiegen bin. Wie es einem von vielen prophezeit wird ist der erste Monat im Ausland meist der härteste. Und auch wenn ich bislang keinen Vergleich ziehen kann, da dies ja erst mein erster Monat hier ist, glaube ich, dass dies definitiv auch auf mich zutrifft. Da ich merke, dass ,trotz konstantem Vermissen, das Heimweh besser wird, ich beim Abendessen kochen nicht mehr am liebsten Rückwärts wieder aus der Küche rauslaufen würde und das Kind tatsächlich anfängt mich zu respektieren und sogar, wer hätte es gedacht, als Freundin bezeichnet. Die ersten Herausforderungen wurden also genommen und die Sprachbarriere wird langsam aber allmählich dem Erdboden gleichgemacht.

"Nach Frankreich? Das wär mir viel zu nah an Zuhause." 
Diese Bemerkung hab ich mir vor meiner Abreise das eine oder andere Mal anhören müssen. Aber ehrlich gesagt kommt es, meiner Meinung nach, nicht auf die Distanz in Kilometern an. 946 sind es übrigens. 946 Kilometer von Haustür zu Haustür. Nein definitiv nicht. Klar ein anderer Kontinent ist super spannend und weist höchstwahrscheinlich auch nochmal viel größere kulturelle Differenzen und oder eine unglaubliche Natur, die sich von der heimischen stark unterscheidet, auf. Finde ich cool. Will ich auch alles noch sehen.
Aber momentan reichen mir die Unterschiede hier definitiv aus.
Denn überraschenderweise ist alles anders als Zuhause . Wer hätte das Gedacht. Nein aber ganz im Ernst, wenn man die Entscheidung trifft für 9 Monate in ein anderes Land zu gehen wäre es von Vorteil, wenn einem bewusst wäre, dass man dort nicht exakt die gleichen Umstände vorfinden wird. Aber welchen Umfang dieses "anders sein" hat ist einem, beziehungsweise  war mir ehrlich gesagt nicht ganz bewusst. Das fängt bei logischen Tatsachen an und hört auf bei den kleinsten Eigenheiten.
Es ist jetzt nicht so, dass ich mich in Frankreich an einen Tisch gesetzt und gemerkt hab, oh hier gibt es Unmengen an Käse und Baguette. Nein. Ich bin in einer frankophilen Familie von Baguettefressern und Käseliebhabern groß geworden. Das ist mehr etwas, dass einem auch bewusst wird, wenn man ein paar Tage mit einer anderen Familie verbringt. Denn logischerweise isst jeder anders. Das sind Sachen, wie der offenstehende Mund, wenn Baguette auf dem tisch liegt, aber keiner isst, wenn nur ein Kaffee gefrühstückt wird und wenn das Kind nach 2 Chips aufgefordert wird aufzupassen, denn das mache ja dick. Ich wollte mich jetzt auch nicht stundenlang über das Essverhalten oder die Portionsgröße meiner asiatischen Familie auslassen. Doch die ist, wie die Familie selbst, sehr klein. Das ganze ist sicherlich auch nicht auf alle in Frankreich lebenden Familien anwendbar, aber würde auf jeden Fall erklären wie die Französinnen size zero halten.

Wie fühlt man sich also in einem fremden Land in einer fremden Familie? Die Antwort lautet:anders. Hinzu kommt, dass ich mich  mit meinen geschummelten 1,70 cm oder 1,68 m immer zum Durchschnitt gezählt hab und jetzt generell in Frankreich und dann noch in Kombi mit meiner kleinen asiatischen Familie "die große Deutsche" bin. Auch mal ne Erfahrung wert. 

Beim Schreiben ist es bei mir genau sowie mit dem Reden. Wenn ich erstmal anfange, könnte ich ewig weiter machen. Aber da ich wirklich vorhabe regelmäßig auf diesem Blog aktiv zu sein, dass heißt noch genug Möglichkeiten habe alles lang und breit zu erzählen und in Anbetracht der Tatsache, dass es mittlerweile 2:39 ist und ich morgen bzw. heute um 7:00 aufstehen werde, bringe ich diesen Post jetzt mal zum Ende. 

Abschließend kann ich sagen, dass es mir hier mittlerweile echt gut geht! Ich freue mich ziemlich auf den Sprachkurs, der nächste Woche anfängt. Ich hoffe, dass das Heimweh in Zukunft in einem erträglichen Maß bleibt. Ich freu mich auf die nächsten Woche und Monate und alles was kommt. Ich bin froh hier schon ein paar richtige Freunde zu haben. Ich bin froh den Montag heil überstanden zu haben. Ich freue mich schon unglaublich alle an Weihnachten wiederzusehen und ich bin froh, dass ich schon einen Flug gebucht hab und, dass ich mein Abi bereits in der Tasche hab und mir keine Gedanken mehr über meine katastrophale Zeichensetzung machen muss. So und damit eine Gute Nacht!

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