09.10.2016

Konzept Au Pair

So, mittlerweile bin ich schon circa 6 Wochen hier. Das ist bislang die längste Zeit, die ich ganz alleine im Ausland verbracht hab. Und schon in 2 Monaten und 13 Tagen geht mein Flug nach Hause, da ich Weihnachten ja glücklicherweise mit meiner Familie verbringe. Allerdings hab ich auch schon darüber nachgedacht nicht nur über Weihnachten nach Hause zu fahren, sondern ganz da zu bleiben.
Denn irgendwie ist dann doch alles immer anders, als man denkt.

Und so geht es mir auch mit dem Konstrukt, oder besser gesagt Konzept Au Pair. Mir war schon bewusst, dass hier Kinderbetreuung und Hausarbeit an der Tagesordnung steht. Aber irgendwie fehlt mir ein bisschen meine Freiheit. Ich hab den kleinen Quälgeist zwar mittlerweile echt ganz lieb geworden und die Hausarbeit fällt mir auch nicht mehr schwer. Aber generell die Arbeitszeiten finde ich ein bisschen problematisch. Ich bin einfach nach mehreren Monaten chillen, wie man so schön sagt, so eine feste Struktur nicht mehr gewöhnt. Struktur ist ja prinzipiell nicht schlecht. Ich bin hier als wandelndes Chaos angereist und benutze meinen Planer mittlerweile und schreibe To-Do Listen. Kann ich selbst nicht nicht so fassen und wird mir in Zukunft bestimmt nützlich sein. Soo - wo war ich? Genau, Thema Freiheit. Ich übernehme hier weit aus mehr Verantwortung und bin quasi dazu gezwungen mich erwachsener zu verhalten, aber da mich meine Gastmutter so reglementiert, wie ich es von zu Hause null gewohnt bin, fühle ich mich manchmal wie eine 15-jährige. Klar nehme ich nicht alles hin und hab auch schon vieles angesprochen und auch schon des Öfteren Nein gesagt. Denn, nein, ich lasse meine Zimmertür nicht offen, wenn ich FREI habe. Es tut mir sehr leid, wenn die Familie sehr gerne wissen würde, was ich so treibe, aber ich würde gerne das Minimum an Privatsphäre, das ich hier habe, aufrechterhalten. Das Ding ist, normalerweise suche ich Freiheit in meinem Leben und mit dieser Entscheidung, hab ich irgendwie ein bisschen das Gegenteil bewirkt. Klar, ich habe am Wochenende frei und kann eigentlich tun und lassen, was ich will. Und ich habe ja als Fitnessstudio Fachkraft, Callcentermitarbeiterin, usw. schon nicht wenig Arbeitserfahrungen gesammelt und auch gelernt zu sagen, wenn mich etwas stört. Jedoch ist das ganze einfach wesentlich komplizierter, wenn man mit seinem Chef zusammenwohnt. Vorallem wenn der Chef oder besser gesagt die Chefin auch ganz gerne mal die Konversationen emotionalisiert, von wegen das hier ist Familie, wenn man Vertragskonditionen anspricht. Wenn man einerseits auf sein Recht bestehen will, aber andererseits kein Bock auf Stress hat und nicht den Haussegen ins Ungleichgewicht bringen will. Naja lernen tut man aus der ganzen Sache bestimmt.

Ich will auch keinen komplett falschen Eindruck erwecken. Meine Familie ist an sich echt ganz nett und auch super großzügig und integriert mich gut. Wenn dann jedoch die Großzügigkeit als Argument in einem Gespräch über nicht angebrachte und vor allem nicht Vertrags konforme Ansprüche an mich als Argument gebracht wir, fange ich an, mir Gedanken zu machen. Denn manchmal habe ich den Eindruck, dass meine Gastmutter nicht einfach nur großzügig ist, sondern versucht, sich meine Gunst zu erkaufen.

Andererseits denke ich mir: Wann werde ich je wieder diese Chance haben? So günstig in Paris zu wohnen, die Stadt zu entdecken, die Sprache zu lernen. Aber da meine Meinung sich ungefähr täglich ändert kann ich noch nicht genau sagen, wie lange ich hier noch bleiben werde und wann ich wiederkomme. Denn es gibt Momente, da bin ich hier echt glücklich und teilweise habe ich das Gefühl eine komplette Fehlentscheidung getroffen zu haben. Obwohl - was ist überhaupt eine Fehlentscheidung? Ich habe auf jeden Fall in der Zeit hier schon super viel dazugelernt, auch über mich selbst, was ich will und was eben nicht. Ich mag Kinder aber das Au Pair Dasein ist, trotz vieler Möglichkeiten, nicht mein persönliches Non Plus Ultra. Rückblickend denke ich, dass ich als FSJ ler besser aufgehoben wäre.

Aber ich hab mir jetzt vorgenommen, erstmal das Beste aus der kommenden Zeit hier zu machen. Denn Paris ist echt schön, die Leute sind nett und die Sprache lernen bringt mir definitiv Spaß. Nur die Au Pair Tätigkeit ist halt irgendwie doch nicht so 100% mein Fall. Ich weiß nicht genau, ob ich mir das ganze 9 Monate vorstellen kann, bzw. es 9 Monate lang machen möchte. Ich mach das ganze so lange ich hier glücklich bin und eventuell seht ihr mich alle doch schon ein bisschen früher! Denn, wie meine Mama sagt, auch um etwas abzubrechen benötigt man Courage. Ich bin ehrlich gesagt schon ziemlich froh und stolz, dass ich obwohl ein Teil von mir wegen Malte am liebsten da geblieben wäre, trotzdem meinen Wunsch ins Ausland zu gehen erfüllt habe und den Schritt gewagt habe. Momentan versuche ich den Entscheidungsdruck, denn ich mir selbst mache, von mir zu nehmen und von einen Tag in den nächsten zu leben. Mal sehen was kommt..

Die Festivalplanung für nächstes Jahr stimmt mich auf jeden Fall schon mal fröhlich! Und ich hab auch schon ein Clubfestival in Paris Ende Oktober gefunden! Das steht auf jeden Fall schon in meinem neuem besten Freund, meinem Planer haha. So und damit einen schönen Sonntag an alle da Draußen!  

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